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Wenn Kunststoff nicht in Form bleibt: Schwindung und Verzug verstehen

Und wie die richtigen Masterbatches den Unterschied machen können

Wir wissen: Wer mit Produktentwicklung, Farbauswahl oder Masterbatch-Bestellung zu tun hat, ist nicht automatisch auch Kunststofftechniker. Daher geben wir heute leicht verständliche Einblicke in ein Thema, das bei der Masterbatch-Auswahl eine entscheidende Rolle spielen kann.

Ein Kunststoffbauteil oder -produkt kommt perfekt aus dem Werkzeug – doch nach einiger Zeit passt es plötzlich nicht mehr exakt: Eine Fläche wölbt sich leicht, eine Kante zieht sich. Diese Phänomene kennen Kunststoffverarbeiter gut – sie heißen Schwindung oder Verzug. Zwei Begriffe, die oft in einem Atemzug fallen, aber unterschiedliche Ursachen und Auswirkungen haben.
 

Die langen Seiten der Mehrwegdose haben sich nach der Produktion im Gebrauch nach innen hin verzogen. |

Was steckt hinter Schwindung und Verzug?

Beim Abkühlen zieht sich Kunststoff zusammen – ein ganz normaler physikalischer Prozess. Diese Volumenänderung nennt man Schwindung oder auch Schrumpfverhalten. Sie kann in drei Phasen auftreten:

1.    Entformungsschwindung: unmittelbar nach dem Auswerfen aus dem Werkzeug.
2.    Verarbeitungsschwindung: etwa nach 12–24 Stunden Lagerung unter Normbedingungen.
3.    Nachschwindung: bei längerer Lagerung oder zusätzlicher Temperaturbelastung.

Das Ausmaß hängt stark vom Werkstoff ab:

Ob ein Kunststoffteil formstabil bleibt, hängt von vielen Faktoren ab, auch von den Pigmenten. Bild: Sun Chemicals.
  • Amorphe Kunststoffe (z. B. PC, PMMA, ABS, PS) besitzen eine gleichmäßige, ungeordnete Struktur und zeigen deshalb kaum Richtungsunterschiede beim Abkühlen. Sie bleiben weitgehend formstabil.
     
  • Teilkristalline Kunststoffe (z. B. PP, PE, teilweise auch POM-, PA6-Typen) bestehen aus geordneten und ungeordneten Molekülketten. Beim Abkühlen verdichten sich die geordneten Zonen unterschiedlich stark – und genau dort entsteht die Gefahr von Verzug. Polyolefine sind in der Regel häufiger und stärker betroffen.

Wenn sich also Bereiche einer Komponente unterschiedlich stark zusammenziehen, entstehen innere Spannungen. Diese zeigen sich häufig erst nach dem Entformen oder während der Lagerung – das Kunststoffteil verzieht sich, man spricht von sogenanntem Verzug.

In Fließrichtung des Polymers kann die Schwindung oft höher ausfallen. Bei geometrisch komplexen Teilen zeigt sich der Verzug dann besonders deutlich.

Farbe verändert nicht die Form – aber sie kann Einfluss nehmen

Ob ein Kunststoffteil formstabil bleibt, hängt von vielen Faktoren ab: dem verwendeten Werkstoff, den Zuschlagstoffen, der Werkzeugtemperatur, den Verarbeitungsbedingungen sowie der Konstruktion und Werkzeugtechnik. Auch Parameter wie Kühlzeit und Geometrie spielen eine Rolle.

Füllstoffe und Pigmente können das Abkühl- und Kristallisationsverhalten teilkristalliner Kunststoffe leicht verändern. Je nach Typ und Konzentration verhalten sich beispielsweise organische* Pigmente oft anders als anorganische.

Dank unseres Coloristik-Know-hows und dem engen Austausch mit Ihnen wählen wir gezielt die passenden Farbmittel für die Masterbatch-Entwicklung aus. Wichtig ist: Die Farbe allein entscheidet nie über den Verzug. Er entsteht immer aus dem Zusammenspiel von Werkstoff, Verarbeitung und Design.

Deshalb prüfen wir – abhängig von Werkstoff, Prozess und Anwendung – ob eine verzugsarme oder verzugsfreie Masterbatch-Entwicklung erforderlich ist oder ob ein Standard-Masterbatch völlig ausreicht. Denn jede Anwendung ist anders, und die optimale Lösung entsteht immer im Dialog zwischen Verarbeiter und Masterbatch-Spezialist.
 

Wann verzugsarme oder verzugsfreie Masterbatches sinnvoll sind

Lifocolor entwickelt verzugsarme oder verzugsfreie Masterbatches, wenn Ihre Anwendung hohe Anforderungen an Maßhaltigkeit (oder sogenannte Dimensionsstabilität) stellt und aufgrund des Werkstoffs oder der Verarbeitung eine Verzugsproblematik bekannt oder zu erwarten ist.

Diese Spezialformulierungen erfordern den Einsatz ausgewählter Pigmente und Rohstoffe, die gezielt auf das Polymer und den Prozess abgestimmt werden. Ist Verzug bekannt oder wahrscheinlich und wird dennoch ein Standard-Masterbatch eingesetzt, können ungeeignete Pigmente das Phänomen sogar verstärken.

Verzugsarme oder verzugsfreie Masterbatches sind technisch anspruchsvoller und liegen preislich höher. Daher sollte eine solche Lösung immer auf die tatsächlichen Anforderungen abgestimmt werden. Unser Rat: Bestellen Sie ein verzugsarmes oder verzugsfreies Masterbatch nicht pauschal.

Oft ist es gar nicht notwendig – und kann wirtschaftlich nachteilig werden – wenn kein Risiko für Verzug besteht. Unsere Vertriebsmitarbeitenden und Coloristen unterstützen Sie gern bei der Einschätzung.
 

Gemeinsam zur optimalen Maßhaltigkeit (Dimensionsstabilität)

Das Zusammenspiel von Werkstoff, Verarbeitung und Farbmittel ist komplex – und genau hier liegt unsere Stärke. Unsere Expertinnen und Experten betrachten die gesamte Prozesskette: vom Polymer über Pigment und Träger bis zu den Verarbeitungsparametern.

In enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln wir Lösungen, die

  • farblich exakt passen,
  • prozesssicher verarbeitet werden können,
  • und die gewünschte Dimensionsstabilität zuverlässig gewährleisten.

So verbinden wir Farbwirkung und Funktion – und schaffen langlebige, wirtschaftliche und reproduzierbare Ergebnisse für Ihre Kunststoffprodukte.

📩 Sie haben eine Anwendung, bei der ein anspruchsvolles Masterbatch oder sogar ein verzugsarmes oder verzugsfreies benötigt wird? Kontaktieren Sie uns: oder telefonisch unter +49 (0) 9571 789-0.

Weitere Informationen zu unseren Produkten und weiteren Produktinformationen unter Downloads.

farbgebende Stoffe auf Kohlenstoffbasis, meist synthetisch hergestellt; sie zeichnen sich durch brillante Farbtöne, aber oft geringere Wärmebeständigkeit als anorganische Pigmente aus