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Warum Menschen Farben unterschiedlich wahrnehmen

In diesem Blog-Beitrag werfen wir als Masterbatch-Hersteller und Farbspezialist einen Blick auf die Hintergründe der unterschiedlichen Farbwahrnehmung.

Warum Menschen Farben unterschiedlich wahrnehmen


Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten – über den richtigen Farbton auch, zumindest wenn es um die optische Wahrnehmung geht. Tatsächlich können Menschen denselben Farbton unterschiedlich wahrnehmen. Doch warum ist das so? Neben biologischen Faktoren spielen auch Umwelt, Sprache und persönliche Erfahrungen eine entscheidende Rolle. In diesem Blog-Beitrag gehen wir spannenden Hintergründen der Farbwahrnehmung auf den Grund.

Wie Farben in unserem Kopf entstehen

Licht hat eigentlich keine Farbe – erst unser Gehirn macht daraus bunte Eindrücke. Sichtbares Licht ist nur ein kleiner Teil des elektromagnetischen Spektrums, auf den unsere Augen reagieren können.
Wie unser Auge Farben wahrnimmt

  • Lichtwellen unterscheiden sich in ihrer Frequenz und Wellenlänge. Je kürzer die Wellenlänge, desto blauer erscheint das Licht; längere Wellen wirken eher rötlich.
  • Unsere Netzhaut enthält spezielle Sinneszellen: die Zapfen. Diese sind für die Farbwahrnehmung verantwortlich und reagieren auf unterschiedliche Wellenlängen.
  • Menschen besitzen drei Zapfen-Typen:
    • S-Zapfen reagieren besonders auf kurzwelliges blau-violettes Licht.
    • M-Zapfen sind auf mittlere Wellenlängen, also Grün, spezialisiert.
    • L-Zapfen erfassen die längerwelligen Gelbtöne
       
Grundsätzlich können unsere Augen ein Lichtspektrum zwischen 380 und 780 Nanometern verarbeiten. |

Warum brauchen wir verschiedene Zapfen?

Erst durch die Kombination verschiedener Zapfen entstehen die vielfältigen Farben, die wir wahrnehmen. Wenn eine Oberfläche verschieden lange Wellen reflektiert, entstehen Mischfarben wie Gelb, Lila, Orange oder Violett. Werden alle drei Zapfen-Typen gleichzeitig angesprochen, erzeugt unser Gehirn den Eindruck der Farbe Weiß. So entsteht aus Licht ein farbiges Bild der Welt.
 

Farbenblindheit – wenn das Auge Farben nicht unterscheiden kann

Nicht jeder Mensch sieht Farben auf die gleiche Weise. Etwa acht Prozent der Männer in Europa haben eine Rotgrünsehschwäche, während Frauen nur selten betroffen sind.

Warum entsteht eine Farbsehschwäche?

  • Menschen mit Rotgrünschwäche nehmen bestimmte Farben anders wahr. Eine Studie zeigte, dass sie Farbtöne, die für andere khaki erscheinen, als Rot oder Grün einordnen.
  • Die Ursache liegt in fehlenden oder veränderten Fotopigmenten. Dadurch fehlt die Möglichkeit, bestimmte Wellenlängen miteinander zu vergleichen und Farben sauber zu trennen.
     
Werden alle drei Zapfensorten gleichzeitig angesprochen, entsteht in unserem Gehirn der Eindruck, die Farbe Weiß zu sehen. |

Genetische Hintergründe

  • Die Gene für M- und L-Zapfen liegen auf dem X-Chromosom, weshalb Männer häufiger betroffen sind.
  • Frauen haben zwei X-Chromosomen und können Defekte meist ausgleichen.
  • Die Blaugelbsehschwäche ist seltener, da das zuständige Gen auf Chromosom 7 liegt, das Männer und Frauen gleichermaßen besitzen.

Ein Farbschwäche bedeutet nicht unbedingt eine schlechtere Farbdifferenzierung. Manche Betroffene können Farbnuancen sogar genauer unterscheiden als Menschen mit normaler Farbwahrnehmung – allerdings nur innerhalb ihrer eigenen Farbräume. Unsere Augen sind faszinierend, und selbst eine Farbsehschwäche zeigt, wie individuell unsere Wahrnehmung ist.

Wenn die Genetik im Vorteil ist

Einige Frauen tragen auf ihren X-Chromosomen unterschiedliche Versionen der Sehpigmente und könnten dadurch vier verschiedene Zapfentypen besitzen – sogenannte Tetrachromaten, also „Super-Seher“. Diese zusätzliche Information ermöglicht es ihnen, feinere Farbnuancen zu erkennen, die für andere identisch aussehen. Auch Menschen mit „normalem“ Farbsehen haben unterschiedliche Mengen an M- und L-Zapfen. Manche besitzen bis zu 16-mal mehr L-Zapfen als andere.

Speziell Netzhautzellen berechnen Farbverhältnisse und korrigieren mögliche Verzerrungen, sodass trotz individueller Unterschiede eine weitgehend einheitliche Farbwahrnehmung entsteht. Dennoch erklärt das, warum manche Menschen feine Unterschiede in Farbtönen deutlicher wahrnehmen als andere.
 

Tricks des Gehirns – wie wir Farben stabil wahrnehmen

  • Unser Gehirn gleicht Lichtveränderungen aus, damit Objekte unabhängig von der Beleuchtung ihre Farbe behalten.
  • Gras erscheint uns immer grün, egal ob bei Mittagslicht oder im rötlichen Abendlicht.
  • Digitalkameras nutzen dafür den automatischen Weißabgleich – unser Gehirn macht etwas ganz Ähnliches!

Umwelt, Psyche, Sprache – alles hat einen Einfluss

Es gibt noch weitere Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung von Farben.

  • Eine norwegische Studie deutet darauf hin, dass Lichtverhältnisse in der frühen Kindheit die Farbdifferenzierung beeinflussen könnten.
  • Auch Sprache spielt eine Rolle: In manchen Sprachen gibt es keinen getrennten Begriff für „Blau“ und „Grün“. Forscher der Université de Lyon vermuten, dass Umweltbedingungen – etwa UV-Strahlung oder die Nähe zu großen Gewässern – die sprachliche Entwicklung beeinflusst haben könnten.
  • Auch unsere psychische Verfassung spielt eine Rolle: Eine Studie der US.-University of Rochester zeigte, dass Menschen nach dem Anschauen eines traurigen Films Farben weniger präzise zuordnen konnten als nach einem neutralen oder fröhlichen Video. Forscher vermuten, dass Dopamin eine Rolle spielt: Dieses Neurotransmitter beeinflusst die Verarbeitung visueller Informationen. Menschen mit Depressionen nehmen Kontraste oft weniger deutlich wahr, was sich auf ihre Farbwahrnehmung auswirken kann.

Farben entstehen im Kopf: Unsere Farbwahrnehmung ist eine erstaunliche Kombination aus Biologie, Umwelt und persönlichen Erfahrungen. Sie kann sich über die Jahre verändern und ist bei jedem Menschen einzigartig.

Als Masterbatch-Hersteller wissen wir zu gut: Farbe ist ein komplexes Thema. Daher helfen uns nicht nur unsere professionelle Coloristen, Farbsysteme (wie Pantone, RAL usw.) oder digitale Farbmessgeräte: Sondern auch Sie. Gemeinsam finden wir eine gemeinsame Sprache zu Ihrer Wunschfarbe – und freuen uns auf den nächsten Austausch mit Ihnen.

Kontaktieren Sie unser Customer Service Team via oder +49 9571 789-0.

Quellen:
Bosten, J. M.: Do you see what I see? Diversity in human color perception. Annual Review of Vision Science 8, 2022 Brainard, D. H., Hurlbert, A. C.: Colour vision: Understanding #TheDress. Current Biology 25, 2015
Gegenfurtner, K. R. et al.: The many colours of ›the dress‹. Current Biology 25, 2015
Josserand, M. et al.: Environment and culture shape both the colour lexicon and the genetics of colour perception. Scientific Reports 11, 2021
Tregillus, K. E. M. et al.: Color compensation in anomalous trichromats assessed with fMRI. Current Biology 31, 202
Spektrum der Wissenschaft (2023). Spektrum Kompakt 35/2023 – Farben: Wahrnehmung und Einfluss. Spektrum der Wissenschaft Verlag, Link (30.05.2025)
Heinemann, P. (2015). Stimmung lässt Menschen Farben anders wahrnehmen. WELT, Link (30.05.2025)